„Bei uns zählt nur die Performance, nicht die Arbeitszeit“

By Andreas Kunze (CEO KONUX GmbH), 04.12.2015

Unser CEO Andreas Kunze über die Idee, den 8-Stunden-Tag in Deutschland abzuschaffen

  • Mitarbeiter können selbst entscheiden, wie sie einzelne Ziele erreichen
  • Wenn der Beruf Spaß macht, gehen Arbeit und Freizeit ineinander über
  • Das Arbeitszeitgesetz sollte zwischen den Berufsfeldern unterscheiden

Ist es Arbeit, wenn ich am Sonntag schnell mal eine dienstliche E-Mail schreibe? Und wie ist es, wenn ich an einem Donnerstagvormittag mit ein paar Kollegen in einem Café in der Sonne sitze und dabei auch unser nächstes Projekt zur Sprache kommt? Wenn der Job Spaß macht, gehen Arbeit und Freizeit immer mehr ineinander über. Unser Unternehmen ist ein Start-up, das mit 35 Mitarbeitern, end-to-end Sensordaten-Lösung entwickelt. Klassische Bürozeiten kennen wir dabei nicht. Unsere Leute arbeiten überall, wann sie wollen und schaffen sich ihre Arbeitsumgebung selbst. An das Arbeitszeitgesetz denkt dabei niemand.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass eine gesetzliche Begrenzung der Arbeitszeiten für viele Menschen Sinn ergibt – etwa in Berufen, in denen körperlich hart gearbeitet wird. Deshalb würde ich auch nicht fordern, das Arbeitszeitgesetz ganz abzuschaffen.

Die Zeiten der Stechuhr sind längst vorbei

Man sollte aber genauer hinsehen, wo es noch zeitgemäß ist, und für die unterschiedlichen Berufsfelder passende Regeln festlegen. Für uns und viele andere IT-Unternehmen geht das jetzt geltende Gesetz an der Realität vorbei – es hat mit der Art, wie wir arbeiten und wie in dieser Branche weltweit gearbeitet wird, nicht mehr viel zu tun.

Ich interessiere mich nicht dafür, wie viele Stunden meine Mitarbeiter arbeiten. Es geht bei uns allein um die Performance. Wir vereinbaren Ziele, und jeder entscheidet selbst, wie er sie erreicht – ob das 20 Stunden braucht oder die Aufgaben schon in zehn Stunden bewältigt sind, spielt für mich als Chef keine Rolle.

Natürlich verlangt diese Art des Arbeitens ein hohes Maß an Verantwortung. Da unsere Mitarbeiter sehr selbstständig arbeiten, tragen sie in ihren Projekten bereits viel Verantwortung. Und die müssen sie auch für sich übernehmen. Wenn jemand sagt: Ich gehe jetzt nach Hause, dann hat er Feierabend. Jeder braucht seine Auszeiten – auch Zeiten, in denen er für niemanden aus dem Job zu erreichen ist. Und das wird absolut respektiert.

Mit Flexibilität konkurrenzfähig bleiben

In Amerika wird viel flexibler gearbeitet als bei uns. Da steht etwa unser Anwalt selbstverständlich für ein Gespräch am Sonntag zur Verfügung. Hierzulande müssen wir uns noch nach dem deutschen Arbeitszeitgesetz richten – und das haben wir natürlich auch berücksichtigt, als wir unsere Arbeitsverträge aufgesetzt haben.

Dennoch ist es bei uns eher so, dass man die Leute auffordern muss, sich mal einen Tag freizunehmen. De Facto wird wahrscheinlich deutlich mehr gearbeitet als in einem etablierten Unternehmen. Aber anders wäre das hier auch nicht möglich. Unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt. Wir müssen schnell sein und Topqualität bieten, wenn wir uns behaupten wollen. Ein Teil unserer Mitarbeiter sitzt im Silicon Valley. Um mit denen zu kommunizieren, muss man entweder sehr früh aufstehen oder spät am Abend telefonieren oder skypen. Mit festgelegten Arbeitszeiten würden wir das alles nicht schaffen.

Disclaimer: Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Xing.com’s “Klartext” und darf mit freundlicher Genehmigung von XING auch auf unserer Internetseite veröffentlicht werden.